Es gab auch merkwürdige Projekte.


z.B: Der indische Seiltrick

Projekt beauftragt 1963, gestorben 1968.

Die Marine brauchte eine Funkverbindung zu ihren U-Booten. Um ein getauchtes U-Boot mittels Funksignalen erreichen zu können, muss der Funkkontakt auf sehr niedrigen Frequenzen erfolgen: auf 14 bis 50 kHz.

Etwas Theorie ist nötig: Ein Sender braucht eine Antenne. Damit das Signal des Senders die Antenne zum schwingen und dadurch zum abstrahlen erregen kann, muss die Antenne mindestens ein viertel der Wellenlänge der Sendefrequenz lang sein. (Vergl. die Saite einer Geige). Das sind bei 14 bis 50 kHz 5,4 bis 1,5 km! Das ist nicht realisierbar. Es geht mit aufwändigen und teuren Transformations-Schaltungen bekanntlich auch mit kürzeren Antennen, aber der Wirkungsgrad wird viel schlechter.

Also hat sich die Marine etwas ausgedacht: Sie wollen eine Antenne bauen lassen, die eine viertel Wellenlänge lang ist, also 5 km, wickeln die auf eine große Trommel auf und ziehen entsprechend der gewählten Sendefrequenz den Draht mit einem Hubschrauber in den Himmel.

Soweit so gut. Mit etwas nachdenken sieht man aber, dass es so einfach nicht ist:

  • Am Himmel ist kein Haken, der Hubschrauber muss also in bestimmter Höhe stehen bleiben, aber dauernd die Fluglage korrigieren.
  • Trotzdem wird der Helikopter wackeln, die Trommel (2m Durchmesser) unten muss dauernd auf konstanten Zug ausgleichen.
  • Der Pilot muss in der großen Höhe mit Sauerstoff versorgt werden.
  • In unterschiedlichen Höhen sind unterschiedliche Windverhältnisse, d.h. das Seil hängt nicht geradlinig. Schwierig für den Helikopter.
  • Das Metallseil geht „durchs Wetter“. Es wird teilweise vereisen. Daher muss das Seil beheizt werden. Das Seil braucht einen isolierten Innenleiter mit einem Kurzschluss oben und unten einen extra Heiztransformator.
  • Der Hubschrauber muss auch mal zum tanken runter (der Pilot auch).

Das gibt lange Betriebsunterbrechungen. Bis der Heli wieder auf Soll-Höhe ist vergeht sicher mehr als eine halbe Stunde (ohne tanken).
Sehr hohe Betriebskosten. Ein Heli reicht nicht.

Was passiert, wenn der Pilot einen Notabwurf machen muss? Wo das Seil hin rasselt kann niemand vorher sagen. Im Umkreis von mehreren Kilometern darf sich niemand aufhalten und wie schützt man die Bodenmannschaft?? Das Seil wird das auch nicht überstehen.

Trotzdem der Auftrag wurde erteilt:

  • Eine Firma am Bodensee erhielt den Auftrag drei Trommeln mit der aufwendigen Auf- und Abspulmechanik zu bauen.
    Ergebnis: 3,8m lang, 4,4m breit und 3,3m hoch.
  • Ein Kabelwerk erhielt den Auftrag die drei 5,4 km Spezialseile zu entwickeln. Das Seil, außen Metall und isoliertem Innenleiter, musste ja wegen Länge und Gewicht eine enorme Reißfestigkeit aufweisen!
  • Unsere Firma Telefunken in Ulm erhielt den Auftrag, einen verlastbaren 20 kW Sender für diesen Frequenzbereich zu bauen.

Als alles nach drei Jahren fertig war, stellte die Marine fest, dass es keinen so leistungsfähigen Hubschrauber gab und auch keinen Piloten, der so etwas fliegen wollte!!!
Unser Sender fand Gott sei Dank später eine andere Verwendung.

Damit war der indische Seiltrick gestorben

Hätte die Marine vorher einen indischen Guru fragen sollen??